IranOpen 2015 in Teheran, Iran

Seit 2006 finden jährlich die IranOpen in Teheran statt. Hierbei handelt es sich um einen nationalen RoboCup mit vielen iranischen Teams. Es sind jedoch auch internationale Teams sehr willkommen.

Die Tigers nahmen dieses Jahr zum ersten Mal an den IranOpen teil. In den letzten Jahren waren unsere Roboter meist noch nicht bereit und auch die politische Lage hat nicht unbedingt zur Reise in den Iran eingeladen. Inzwischen hat aber selbst der Tourismus in den Iran wieder angezogen.

Die Reise begann am 4. April. Nach der Landung mussten wir zunächst unsere Visa abholen, die wie vorher vereinbart vor der Passkontrolle hinterlegt wurden. Was wir nicht wussten: Die Visa Gebühren mussten wir noch vor Ort in Bar entrichten. Dies beunruhigte uns vor allem dadurch, dass wir auf unser mitgebrachtes Bargeld angewiesen waren, denn im Iran funktionieren keinerlei Geldkarten. Natürlich hatten wir gewisse Reserven dabei.

Die Passkontrolle dauerte gefühlt ewig. Die Kontrolleure verschwanden zwischendurch einfach oder plauderten mit ihren Kollegen. Außerdem mussten wir uns noch ein wenig an das "aktive Anstellen" der Einheimischen gewöhnen.

 

Am Gepäckband erwartete uns schon ein Gepäckwagen voll mit unseren Koffern, da das Band schon wieder ausgeschaltet worden war. Unglücklicherweise fehlte aber ausgerechnet der Koffer mit unseren Akkus. Mit Hilfe unserer iranischen Begleiter haben wir eine Vermisstenanzeige aufgegeben und mussten leider erstmal ohne Akkus den Flughafen verlassen. Zwischenzeitlich haben wir noch eben 10 Millionen Rials umgetauscht, was etwa 360 EUR entspricht.

Dann ging es los zum Hotel. Wohlgemerkt wussten wir zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht, wo genau es hingeht. Die Iraner haben ungern mehr Informationen als nötig weitergegeben, was dem Deutschen natürlich etwas unangenehm ist.

Das Hotel stellte sich als ein Squash Club heraus und unser Zimmer mit 6 bequemen Queen-size Betten trug den vielversprechenden Namen "Massage Raum".

Nach der Ankunft gab es erstmal Frühstück: Ei, Tomaten und Brot. An jedem weiteren Morgen gab es ein leckeres Frühstück aus den selben drei Bestandteilen, nur in verschiedenen Variationen. Der Gaumen wurde während der Reise auf Monotonie geschult. Denn Mittags und Abends gab es trockenen Reis mit Hühnchen oder Kebab. Jeden Tag. Sehr lecker, aber mit der Zeit ein wenig eintönig.

Den restlichen Tag der Anreisen haben wir damit verbracht ein wenig Schlaf nachzuholen und die nähere Umgebung zu erkunden. Untergebracht waren wir auf einem Olympia Park, d.h. die Gegend um uns herum bestand größtenteils aus Fußballfeldern, Tennisplätzen und diversen Sporthallen. 

Am nächsten Morgen frühstückten wir zeitig und machten uns schnellstmöglich auf den Weg zum Veranstaltungsort. Unsere iranischen Begleiter haben uns auf dem Weg begleitet. Natürlich war unsere Ankunftszeit an der Halle mal wieder viel zu Deutsch, denn natürlich konnten wir noch nicht in die Halle. Flexibel wie wir sind, haben wir dann einfach draußen bei schönem Wetter angefangen zu programmieren.

 

Die Spielfelder waren noch nicht aufgebaut, aber da wir keinerlei Akkus hatten, störte uns das erstmal nicht weiter. Statt dessen wurde intensiv an der künstlichen Intelligenz gewerkelt. Nebenher wurden natürlich schon mal alle Roboter durchgecheckt. Hin und wieder kam die ein oder andere wage Information zum Verbleib der Akkus. Sie seien in Istanbul und kämen mit dem nächsten Flugzeug. Wir wussten aber irgendwann nicht mehr, was wir glauben sollten, und was die Iraner uns nur aus reiner kultureller Höflichkeit sagten.

Am 2. Setup Tag wurde uns das Warten zu unsicher und wir fanden einen Teamkollegen des Teams Parsian, der uns half, geeignete Akkus und ein entsprechendes Geschäft zu finden. Später erfuhren wir, dass der Laden ein Sponsor der Parsians ist. Mit 8 neuen iranischen Akkus und um einen Großteil unseres Bargeldes erleichtert, konnte das Testen endlich beginnen.

Nach wie immer viel zu kurzer Vorbereitungszeit und viel nächtlichem Programmieren ging es dann in die ersten Spiele. Die Neuerungen zeigten sich sehr positiv. Im Vergleich zum letzten Jahr waren wir nun schon deutlich reaktiver unterwegs. Man sah einige schöne Pässe und indirekte Tore. Die Koordination des Angriffs funktionierte langsam. Natürlich wurden wie immer jede Menge Probleme aufgedeckt und so wurde während der Spiele fleißig mit geschrieben und anschließend ging es sofort zurück an die Laptops.

 

Die einzelnen Ergebnisse der Spiele sind in der Tabelle aufgelistet. Wir erreichten insgesamt den 4. Platz, nachdem das Spiel um Platz 3 gegen unsere deutschen Kollegen aus Erlangen, ER-Force, mit einem knappen 0 : 1 ausging. Das Tor fiel in dem Moment, in dem unsere Basisstation ausfiel und sich kein einziger Bot mehr bewegen konnte. Schade, denn ansonsten war das Spiel sehr ausgeglichen.

Parsian 0 : 9
Omid 0 : 6
MRL 5 : 0
KN2C 0 : 1
Immortals 5 : 0
ER-Force 1 : 0

Ein kleiner Zwischenfall während der Spieltage sorgte noch dafür, dass wir in den letzten Tagen auf unseren morgendlichen Kaffee verzichten mussten, der nicht im Frühstück enthalten war. Das Macbook-Netzteil von einem unserer Mitglieder ging kaputt und er musste mit unseren letzten Rials ein neues kaufen. Bis auf ein paar Not-Euros waren wir damit blank.

Am letzten Tag wurden wir zusammen mit den Erlangern von den iranischen Teams zum Essen eingeladen. In privaten PKW ging es in ein edles Einkaufszentrum, das einen sehr westlichen Eindruck machte. In einem guten Restaurant, das zufällig dem Director der Teheraner Universität gehörte, gab es verschiedene iranische Spezialitäten, im wesentlichen verschiedene Fleischsorten und auch Fisch. Dazu wie immer Reis. Auch verschiedene typische Getränke durften wir probieren. Nach dem Essen gab es noch eine Führung durch das Einkaufszentrum. Wir wurden sogar vom Inhaber persönlich begrüßt.

 

Der Abreisetag gestaltete sich recht entspannt. Da unser Flugzeug erst am Nachmittag flog, hatten wir ausreichend Zeit und konnten mit viel Zeitpuffer abreisen. Einige nutzten die Zeit, um den verpassten Schlaf der letzten Tage aufzuholen, andere analysierten die Aufzeichnungen und planten schon die nächsten Aufgaben oder behoben bereits erkannte Probleme.

Die Heimreise lief aber dann doch nicht so glatt, wie wir erhofft hatten. Unser Flug hatte schon beim Start ca. eine Stunde Verspätung. Obwohl uns versichert wurde, dass der Anschlussflug warten würde, kamen wir 10 Minuten zu spät am Gate an. Da der nächste Flug erst am nächsten Tag ging, hat uns Turkish Airlines in ein Flughafen-Hotel gebracht. Immerhin war alles organisiert, wir haben gutes Abendessen und sehr gute Zimmer bekommen und am Morgen gab es sogar schon um halb 6 Frühstück. Natürlich alles kostenlos. Und so kamen wir dann am Sonntag Mittag ziemlich erschöpft in Frankfurt an. Turkish Airlines hat ihren Ruf als beste Airline Europas diesmal leider nur beim Essen bestätigen können...

Es war insgesamt eine äußerst spannende und erlebnisreiche Reise. Wir haben nicht nur viel Erfahrung mit unserer Software gesammelt, sondern auch viele unbezahlbare Erfahrungen über das Land Iran erfahren.

Weitere Bilder sind wie immer in der Gallerie zu finden.

Autoren: Nicolai Ommer, Mark Geiger